Schloss Philippseck bei Münster

Kapitel 4 (Pulver, Granaten und Lunten...)


Pulver, Granaten und Lunten...
In den großen Kriegen des 17. Und 18. Jahrhunderts hat Münster weit mehr zu leiden gehabt, als die anderen Orte dieser Gegend. Wegen seines Schlosses soll es auf den Karten jener Zeit stärker hervorgehoben gewesen sein als die benachbarten Dörfer. Aber der Schloßberg war schon damals, als man 1628 schrieb, stark befestigt. Winckelmann berichtete darüber : Der Keller ist mit drei Rundelen und Schießlöchern also füglich angelegt, daß wann schon der Graben und Wall von einem Feind erstiegen, dennoch der Keller das ganze Schloß verteidigen kann, wie solche die Crabaten (Kroaten) erstmals mit großen Verlusten erfahren. Über diesen Überfall wird berichtet: Die Philippseck hat auch herhalten müssen, da etzliche sich unterstanden, den Wall zu ersteigen. Als aber solche gesellen aus dem Haus mit doppelhaken und anderem gewehrt abgehalten worden, haben sie das bei dem Schloß gelegene Dorf Münster in schrecken und dannen in brand gestecket . Viele Bewohner der Umgebung hatten sich jedoch noch rechtzeitig in das feste Schloß flüchten können und dabei ihre wertvolle Habe mitgenommen. Als Schutzhaus für die Untertanen hat Philippseck in der Zeit des großen Krieges tatsächlich sehr oft gedient. Diesem Zweck entsprachen die Anlagen des Schlosses. In verschiedenen Erzählungen, die in der Einwohnerschaft der Ortschaft Münster von Generation fortleben, tritt dies deutlich hervor. Noch im Jahre 1680 wies ein genaues Verzeichnis aller Waffen und Munitionen, die in diesem Keller gelagert waren, einen bedeuteten Bestand von Geschützen und Munition auf. Da lagen an Geschützen und Munition: 2 große eiserne Stück für sechspfündige Kugeln, 2 große metallene Stück (Rotguß), 2 metallene Stück von geringerem Kaliber, 12 Hagelstück von Eisen,4 Serpentinen,1 Kernbüchse , 2 Handrohre samt Lafette, 4 Doppelhaken mit Feuerschloß, 10 Hellebarden, 1Partisane, 24 lange Feuerrohre, 10 Pirschbüchsen, 1 langes Italienisches Feuerrohr, 1 kleine Sturmbüchse mit Lafette, 6 kurze Wehr, 84 Musketen, 834 Pfund Pulver, 77 Granaten, 295 Pfund Lunten, 73 Pfund Blei, 64 Kugeln, über 400 kleinere und größere Kugeln und über 1200 Kugeln für Musketen, Handrohre Büchsen und Doppelhaken.


Philippsecker Silberbergwerk
Im gleichem Jahr, in dem die Weinberge auf den Südhängen in Münster entstanden, eröffnete Landgraf Philipp III, einen anderen Erwerbszweig im Philippseck: die Anlage eines Bergwerks, in dem auch Blei und Silber geschürft wurde, aus dem der Landgraf Taler schlagen ließ. Das Erz wurde in einem am Fuß des Schloßberges erbauten Schmelz und Pochwerk verarbeitet, wobei die Silberwäsche mit Wasser aus dem Mühlgraben der Schloßmühle versorgt wurde. Als Bergmeister stellte der Landgraf im Jahre 1628 für das Bergwerk und das Schmelz und Pochwerk einen gewissen Heinrich Hesse an. Aus dem gefundenem Metall lies der Landgraf silberne Münzen prägen; darunter ist eine näher beschriebene als Rare Begräbnis-Müntze der allerletzten Gräfin Anna Magreth zu Diepholt, vermählter Landgräfin zu Hessen - Butzbach von anno 1629; - Der ertrag des Bergwerks war jedoch so gering, daß der Landgraf nach einigen Jahren das Unternehmen aufgab. Zu Lebzeiten war das Schloß bis 1643 - als eine in die Höhe steigende Spiritusflamme den gebrechlichen Landgrafen in einem Badestuhl derart an Rücken, Armen und Schenkeln verletzte, - das er bei Eröffnung der Thüren des Badestuhls herausstürzte und in jeder männigliches Confusion ins Bett gebracht werden mußte - und drei Tage nach dem Unfall am 28 April starb - ein Ort stiller Freude und Behaglichkeit für den Hof und eine Zufluchtsstätte für die Untertanen in der Zeit der Not.


Fünf Jahre lang verweist
Da er keine Erben hinterließ, fiel die Landgrafschaft Hessen-Butzbach wieder an den regierenden Landgrafen von Hessen-Darmstadt zurück. Von nun an stand das Schloß verweist, bis es im Jahre 1648 durch einen Vergleich an den Neffen des verstorbenen Fürsten, den Landgrafen Wilhelm Christoph von Bingenheim kam. Dieser vermählte sich, nachdem er sich von seiner zweiten Gattin hatte scheiden lassen, mit Anna Elisabeth, der schon bejahrten Tochter des Herzogs von Sachsen-Lauenburg und wies ihr Philippseck als Wohnsitz an, während er selbst in Bingenheim residierte. Anna Elisabeth verbrachte bis 1688 den Rest ihres Lebens auf Schloß Philippseck. Viel Gutes hat sie in dieser Zeit getan. Oft stieg sie - so berichtet die Chronik - hinunter in das kleine Dorf, um zu trösten und Not und Sorgen zu lindern


ANNO DAZUMAL.


Jürgen Buhlmann Münster 01.04.2001
Abschrift aus der Butzbacher Zeitung von Weihnachten 1973

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